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Autor: Thomas

Klimawandel

Klimawandel

Grade kam bei der Busgetier-Besatzung der Gedanke zur Sprache, dass wir bei diesem Trip kein Glück mit dem Wetter hatten: oft, wenn wir beschließen weiterzuziehen, weil woanders das Wetter besser sein soll, brechen wir Tags darauf bei bestem Wetter auf. Und oft war das Wetter fantastisch, wenn wir wo angelegt haben. Am nächsten Tag dann nicht mehr.

So auch gestern bzw heute: bei gutem Wetter in Trelleborg eingeschifft, sieben Stunden Sonnenschein auf See, abends noch lang am Strand und außen vor dem Bus gesessen – nachts heftiger Regen, heute bedeckt, diessig und kühl. Mit Unwetter-Warnungen für die Küsten-Region sowie den Rest von Deutschland.

Ist das jetzt noch Wetter oder schon Klima? Irgendwie spielt das Wetter – oder das Klima? – nicht nur während unserer Reise und bei uns in der Gegend, sondern auf der ganzen Welt verrückt: Kontinente brennen, ganze Länder saufen ab, andere verdursten und ganze Regionen werden von Stürmen verwüstet.

Haben übergeht noch einen Tag hier zu bleiben. Aber mit diesen Aussichten?

Von der Küste bis nach Hause sind’s knapp 700 km oder um die 7 Stunden. Nicht unsre Art zu reisen. Schon gar nicht zum Abschluss. Aber was hilft’s?

Wir sind ja im Vorteil und können spontan sein. Mal schauen, wohin es uns verschlägt. Im schlimmsten Fall mach Hause. Aber das wäre auch nicht net schlimmste Ort, ein Unwetter auszusitzen.

Graal-Müritz, Ostsee-Camp, übrigens immernoch ein nettes Plätzchen. Wie schon vor drei Jahren: Anarchisch sympathisch mit DDR-Charme. Und mit außergewöhnlichen Abreise-Zeiten. Bis 18 Uhr. Wie die das organisieren erschließt sich uns nicht. Aber was soll’s.

Rückwärts ausparken in einem Zug

Rückwärts ausparken in einem Zug

Das Hafenbecken von Trelleborg ist ganz schön eng – für den schwedischen Kapitän der „Huckleberry Finn“ kein Problem, den Kahn quasi auf der Stelle zu wenden.

Nicht unsre Fähre – aber ein baugleiches Modell

Überhaupt, der Verkehr in Schweden: herrlich! Möglicherweise haben wir es früher schon mal angesprochen, es soll aber zum Abschluss unserer Zeit in Schweden nochmal Erwähnung finden.

Der skandinavische Verkehrsteilnehmer, der schwedische besonders, ist ausgesprochen vorsichtig, enorm verantwortungsvoll und besonders höflich. Warum auch nicht möchte man fragen. Ja, warum eigentlich? Als deutscher ist man von dem Verhalten erstmal komplett überfordert. Je südlicher man kommt in Europa, umso mehr ist’s auf der Straße ein Hauen und Stechen.

Der Schwede hält sich an die Regeln. Innerorts 40 km/h, über Land 80 oder 90, Autobahn höchstens 120. Und der Schwede hält sich genau dran. Nicht drüber. Eher bissl drunter. Klar, heißt ja auch „Höchstgeschwindigkeit“ also die höchste zugelassene Geschwindigkeit. Wenn man so drüber nachdenkt fragt man sich schon, wie man drauf kommt, dass a bissl mehr schon okay wäre.

Überhaupt die Höflichkeit. Das schwedische Wesen spiegelt sich im Verkehr sehr gut wieder. Abgesehen davon, dass man sich an das Speed Limit hält drängelt keiner, man lässt sich höflich die Vorfahrt, pocht nicht auf sein Recht und lässt sich Zeit. Sehr entspannt. Könnte man sich dran gewöhnen.

An den Begriff „Selbstverantwortung“ muss ich in dem Zusammenhang immer wieder denken. Nicht in dem Sinn, wie ihn selbst ernannte Kämpfer für unsere vielleicht gefährdete Freiheit und gegen Corona-Maßnahmen verwendet haben – da waren die Skandinavier ja auch eher liberaler aber auch konsequenter als wir Deutsche. Nein, ich meine eher im sozialen, solidarischen und vernünftigen Sinn.

Warum schreibe ich so ausführlich über den Verkehr in Schweden? Zwei Gründe:

Erstens sind wir grad auf der Fähre nach Rostock. Noch sechs Stunden Zeit und nix zu tun.

Langweile auf der Fähre

Zweitens gibt es über Trelleborg gestern praktisch nix zu berichten. Die Stadt ist eine komplette Enttäuschung. Außer dem Fährhafen gibt’s praktisch nix zu sehen. Unsere Hoffnung gestern war noch die Trelleborg, der die Stadt ihren Namen zu verdanken hat. Eine von einigen Burgen eines gewissen Wikinger-Chefs, des Königs Blauzahn (nach dem wiederum die drahtlose ÜbertragungsTechnik Bluetooth benannt ist), die er im Ostsee-Raum errichten ließ.

Die Grundmauern der Burg hier haben sie wohl erst in den 90ern entdeckt und teilweise originalgetreu am ursprünglichen Standort wieder aufgebaut. Aber das war derart unspektakulär – wir haben eben festgestellt, dass wir nicht mal ein Foto gemacht haben.

Jetzt also Fähre zurück nach Deutschland und vorbereiten auf den Kultur-Schock: Krieg auf der Straße, draußen nur Kännchen, Digitalisierung in den Kinderschuhen und Bezahlung nur bar – eigentlich muss man manchmal ja froh sein, dass man nicht Felle tauschen will.

Vielleicht sieht man seine eigene Heimat immer zu kritisch. Man sieht halt viel strenger, was alles nicht gut läuft daheim. Kann schon sein. Ist das wirklich nur subjektiv?

Was meint ihr? Diskussion und Meinungen gerne via Kommentar-Funktion. Bin gespannt!

Friedhof der Busgetiere?

Friedhof der Busgetiere?

Frei nach Stephen King.

Nein, das ist kein aufgegebener Stellplatz. Das ist tatsächlich ein Auto-Friedhof in der Nähe von Ryd.

Hunderte alter Autos, Busse, Traktoren und Fahrrädern. Mitten im Wald, sich selbst und der Natur überlassen. Ein nicht wirklich schöner aber interessanter Ort mit morbid gespenstischer Stimmung.

Früher, so ab den 40er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, war es in Schweden wohl eine Zeit lang üblich, alte Autos einfach im Vorgarten oder sonstwo, wo es passend erschien abzustellen.

Der damalige, recht umtriebige Besitzer des Grundstücks hat das auch so getan. Im Laufe der Zeit ist, wohl auf der Not geboten, eine Geschäftsidee draus geworden: Ankauf und ausschlachten alter Fahrzeuge. So wurden es immer mehr Ruinen.

Mittlerweile ist eine Touristen-Attraktion draus geworden – inklusive Sondergenehmigung der regionalen Behörden. Wirklich umweltfreundlich ist das ganze natürlich nicht. Aber das Grundstück ist halt schon mal für Jahrhunderte verseucht. Also was soll’s?

Was der „Gründer“ dieses Friedhofs sich dabei wohl denken würde?

Wir haben uns unsren Teil dabei gedacht. Mehr als eine Stunde Aufenthalt gibt der Ort eh nicht her. Also schnell – so schnell es schwedische Autofahrer eben zulassen – weiter nach Ystad.

Ein überraschend aufgewecktes und irgendwie untypisches schwedisches Städtchen an der Südküste.

Nach einem schönen Nachmittag, auf den Spuren Henning Mankells „Kurt Wallander“, weiter zum Campingplatz nahe Trelleborg, unsre letzte Station in Schweden. Morgen noch die Stadt hier besichtigen, nachmittags noch bissl Strand und Donnerstag dann auf die Fähre Richtung Süden, nach Warmemünde.

See-lig

See-lig

Als wir uns gestern den einen Elch einverleibt und von den anderen getrennt hatten war der Plan eigentlich klar und ein Campingplatz nach unseren Bedürfnissen bereits ausgewählt und als Ziel ins Navi eingegeben.

Aber auch in Schweden kann es passieren: „completely booked“.

Das kam sehr überraschend. Weil eigentlich haben wir in den vergangenen beiden Wochen die Erfahrung gemacht, dass die meisten Plätze höchstens zur Hälfte – wenn überhaupt so viel – belegt sind und spontan immer ein Plätzchen für uns frei war. Klar, nicht immer im erster Reihe zu was auch immer. Aber immer frei. Auf reservieren haben wir sowieso verzichtet. Obwohl das in Skandinavien online, in deutsch, mindestens aber in englisch, jederzeit einfach und kurzfristig möglich ist.

Also gut, einer ist mal voll. Kann passieren, weiter zum nächsten.

Gewundert haben wir uns, als der zweite Platz auf unserem Weg auch voll war.

Richtig irritiert waren wir, als der dritte und vierte Platz in der Region belegt war. Sogar ein Stellplatz war dabei. Und das schon gegen fünf Uhr nachmittags.

Naja, offenbar sind wir ins Epizentrum der schwedischen Astrid-Lindgren-Bullerbü-Romantik eingedrungen. Anders können wir uns nicht erklären, dass nicht mal 20 km weiter ein traumhafter Platz praktisch leer war: Parzellen direkt am kleinen See, ein kleiner Steg, nix besonderes außer Ruhe, Sonne, eine leichte Brise … Also SUP raus, Badehose an und los!

Wie hat ein Busgetier zwischen dem zweiten und dritten vollen Platz gesagt? „Wer weiß für was es gut ist …“ alte Weisheit. Stimmt immer weil niemals widerlegbar.

Wir sind auf alle Fälle selig, einen Platz nach unseren romantischen Schweden-Vorstellungen gefunden zu haben, genießen die Ruhe und stoßen Morgen planmäßig wieder an die Küste vor – diesmal allerdings mit vorher reservierem Platz. Man weiß ja nie.

Moose das sein?

Moose das sein?

Eindeutig: ja! Wer in Schweden war und keinen Elch gesehen hat, der war nicht in Schweden.

Zugegeben, in freier Wildbahn möchte man so einem Gnodzen nicht gegenüberstehen. Obwohl es sehr sanfte und gutmütige Riesen sind. Aber eben Riesen. Ziemlich große und überraschend agile Riesen sogar.

Wie gesagt: wir Menschen haben im Lebensraum dieser Tiere nichts verloren. Wir haben deshalb einen kleinen Elch-Park in der Nähe von Lassebo besucht. Riesige Gehege, wo die Tiere sich auch zurückziehen können. Und mit ein bisschen Geduld – und Lockmitteln in Form von Äpfeln und Trockenfutter – gehen sie auch auf Tuchfühlung.

Sympathische Tiere.

Und schmackhaft. Am Ausgang des Parks kann man sich – praktisch Aug in Aug mit der Fleisch-Quelle – seine Elch-Wurst oder seinen Elch-Burger kaufen und an Ort und Stelle selbst über offenem Feuer grillen und verzehren.

Gute Idee.

Trübe Aussichten

Trübe Aussichten

Vorgestern, bei bestem Wetter und besten Aussichten noch hier auf Öland verlängert. Direkt um zwei Tage. Weil der Ironman Kalmar ein Verlassen der Insel unmöglich gemacht hat.

Tja, manchmal geht ein Plan auch in die Hose: gestern Vormittag zog derart zäher Nebel auf – den ganzen Tag ein Licht, eine Tageszeit, eine Stimmung. Dazu kalt und alles irgendwie feisslerd.

Man mag auch gar nicht ausmalen, bei so einer Suppe auf See zu sein. Horror!

Der Ironman ist jetzt vorbei, man kann wieder von der Insel runter. Wir sind in den Startlöchern und bester Dinge.

Heute knutschen wir nen Elch!