Schweren Herzens haben wir heute früh eigentlich akzeptiert, dass es nach Hause geht. Okay, nur einen Tag vor der angepeilten Rückkehr. Aber trotzdem davor. Warum? Wetter. So ein Wetter …
Ehrlich: sintflutartige Regenfälle. Und mit jedem Meter Höhe wird es kälter, immer näher an den Gefrierpunkt. Und irgendwo nach Graz, am Ausgang eines Tunnels: als weiß. Winter im Frühjahr. Glückwunsch. Das macht das Fahren auch nicht leichter.
Unterwegs dann angefangen, spaßeshalber nochmal das Wetter auf der Strecke zu checken. Zufällig Salzburg entdeckt – mit Schneefall. Absurder Gedanke. Aber hatten wir auch noch nicht.
Also schnell umdisponiert, Zwischenstopp im sehr empfehlenswerten Salzburger „Haus der Natur“ gemacht, gut gegessen und mit Umwegen im altbekannten Nord-Sam-Camping eingecheckt.
Die Entscheidung war gut. Fünf Stunden Autobahn mit hardcore Regen oder Schnee … Und dann mutmasslich nochmal derer drei? Echt anstrengend. Und wenn es nicht sein muss …
Schnee gab es zwar keinen hier. Schade. Aber Salzburg ist immer einen Stopp wert.
Morgen vielleicht noch einen Schlenker zur Red Bull World? Salzburg hat einiges – außer Campingplätze, bei denen man mit Karte zahlen kann. Is halt doch recht nah an Deutschland.
Für die jüngeren unter uns: es handelt sich bei dem Bauwerk auf dem Bild oben um eine „Telefonzelle“ – und damit ist nicht die Funkzelle gemeint, in die sich euer Smartphone einbucht. Diese putzigen Kübelchen standen vor gar nicht allzu langer Zeit sprichwörtlich an jeder Ecke. Man hat Münzen (ja, Bargeld!) einwerfen müssen und konnte dann einfach jemand anrufen. Einfach so! Verrückt, oder?
Warum schreibe ich das? Keine Ahnung! Vielleicht, weil es hier praktisch nix weiter interessantes zu sehen gibt und es dem Publikum hier irgendwie angepasst scheint.
Gelandet sind wir in Bad Radkersburg, einem kleinen heimeligen Ort in einem letzten Zipfel Steiermark in Slowenien. Die günstige Lage, dadurch vermutlich bis vor kurzem günstige Arbeitskräfte aus dem Nachbarland, eine Heilquelle ist auch schnell gefunden (man muss halt tief genug graben) und zack, hast einen Kurort mit riesigem Thermalbad. Und genau deswegen sind wir da (Genau wie Bus-Ladungen von hinfälligen, Heilung bedürftigen Rentnern).
Seit der Abfahrt in Kroatien praktisch Dauerregen. Und was willst da dann schon machen? Eben: in die Therme, und danach noch auf ein Schnitzel und ein Bier in die Wirtschaft. Top-Empfehlung übrigens von der Frau vom Platz: das „Türkenloch“, for whatever that means. Super Schnitzel und Beilagen in historischem Gewölbe, präsentiert von super Service – und das alles auch noch vergleichsweise günstig. Wegen der günstigen Lage im letzten Eck der Steiermark? Anders Thema.
Mal gucken, was wir morgen auf dem Weg noch interessantes finden. Indoor. Weil aufhören zu schütten soll es leider nicht. Nirgends.
Ein gutes hat’s: der Karl scheint trocken. Also, Fakt ist, er ist trocken. Weil wenn er nach der Fahrt nicht nass ist, dann nur auf dem Grund eines Sees oder Meeres.
Die Überschrift hätte auch heißen können „Wo einst Nscho-tschi badete“.
Aber von vorne. Gestern den um diese Jahreszeit mutmaßlich einzigen offenen Camping- bzw Stellplatz in der Gegend um die Plitvicer Seen angefahren und überrascht zur Kenntnis genommen, dass er erstens relativ klein – knapp 30 Plätze – und zweitens praktisch leer war.
Letzteres gab sich im Laufe des Abends praktisch bis zur Vollauslastung und ersteres erklärt sich dadurch, dass die hier momentan massiv anbauen und auch so schon im Sommer wohl noch viel Fläche freigeben können.
Schöner Platz übrigens. Fünf Sterne. Aber wie so oft liegt der Teufel im Detail, in dem Fall an warmem Wasser in den Duschen. Aber was soll’s, irgendwas ist ja immer.
Nun also zu den Seen. Ein wirklich schöner Park. Erinnert von der Organisation her an die großen US-Nationalparks und steht denen in kaum etwas nach. Super Orga rund um Infos und Eintritt, toll präparierte und ausgeschilderte Wege, von kleinem Spaziergang bis ganztägiger Wanderung alles dabei. Freundlicheres, gutes Englisch sprechendes Personal – und die Natur selbst natürlich: grossartig!
Die älteren erinnern sich vielleicht: die Region und besonders die Seen dienten in den 60ern des letzten Jahrhunderts als Schauplatz diverser Karl-May-Verfilmungen. Die Kulisse ist auch wirklich perfekt! Für einen Film sollen sogar die Bewohner des Ortes Plitvica als Indianer-Statisten rekrutiert worden sein.
Wir sind uns sicher, die Seen sind zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Vier Wochen später, wenn es ein wenig grüner ist, wäre vielleicht noch besser gewesen. Man darf ja nicht vergessen, man befindet sich irgendwie im Gebirge! Letzte Woche hat es hier nochmal geschneit und es liegt im ungünstigen Ecken auch noch ein bisschen Schnee!
Bei uns hat es Mitte April also noch eher post-apokalyptisch, eher wie irgendwas zwischen Waldrand und Atomangriff, also eher bissl kahl ausgesehen. Trotzdem sind wir froh, jetzt schon da gewesen zu sein. Denn in der Saison steht man sich hier sicher gegenseitig auf den Füßen!
Sogar jetzt war der Parkplatz relativ voll, viele Camper und Wohnmobile – wo auch immer die dann die Nacht verbringen – und Busse mit Massen von Asiaten in Kleidchen und weißen Mode-Sneakers.
Wo auch immer die herkommen und hingehen. Weil auch hier, wie überall auf unserer Reise durchs frühjährliche Kroatien: es ist vor der Saison und es ist praktisch kaum was offen.
Umso erstaunlicher: das Restaurant am Platz hatte offen. Und dieses entspricht den Ansprüchen eines Fünf-Sterne-Campingplatzes voll und ganz. Auf der Karte, unter anderem: Filet-Steak mit Gold ummantelt. Kennt man nur aus München im Zusammenhang mit größenwahnsinnigen französischen Fußballern, gibt’s aber wirklich. 120 Mäuse. Ohne Beilagen. Wer’s braucht – am Campingplatz.
Unser Essen war durchweg sehr gut und vergleichsweise günstig. Und zugegeben, der Burger den ich hatte war seine 20€ wert. Mit Beilage.
Morgen weiter, langsam Richtung Heimat. Einen richtigen Plan gibt es noch nicht. Das Wetter soll von morgen bis übers Wochenende, vom Balkan bis nach Niederbayern mal richtig mies werden.
Mal schauen, wo es uns hin verschlägt. Wenigstens wird’s wahrscheinlich die Nagelprobe für die provisorisch geflickte undichte Stelle am Karl. Immerhin …
Ja, irgendwie ja schon: es ist Ostern, wir sind auf einer Insel … Aber fürs richtige Südsee-Flair fehlen gut 20 Grad.
Sei’s drum. Šimuni-Camping-Village, zumindest jetzt noch, quasi knapp vor der Saison, ein Platz so richtig zum runterkommen.
Blick aus dem Bus
Wir stehen sensationell, näher am Strand geht nicht. Wunderbar unter Pinien und Oliven-Bäumen im Halbschatten, ein riesiger Stellplatz mit Wasser und W-Lan und weit und breit kein Mensch außer uns.
Es ist praktisch leer hier im Camping-Village. Drum haben auch nur zwei Restaurants und der Mini-Markt mit dem nötigsten geöffnet. Und auch nur das zentrale Sanitär-Gebäude. Deshalb sind die Wege auch recht weit.
Aber lieber so als in der Saison. Da sind dann zwar alle Einrichtungen in Betrieb – aber wenn es richtig heiß ist und die meisten Plätze, Mobilheime und Bungalows bewohnt sind und die Animation so richtig Gas gibt? Dann will man hier auch nicht sein. Zumal zum Beispiel unser Platz für den selben Zeitraum, nur in August, mal locker das sechs- bis siebenfache (!) kostet.
Die Insel Pag selbst ist ein recht uninteressanter Steinhaufen im Mittelmeer. Sogar im April schon verbrannt und unwirtlich, erinnert an eine Mond-Landschaft. Das Dorf Šimuni nebenan ist wohl kaum ein Viertel so groß wie der riesige Campingplatz; man bekommt auch heute am Ostersonntag bloß permanent Glockengeläut mit.
Wir nutzen die Gelegenheit und kommen runter. Reset und Restart.
Zugegeben: spät. Nicht unsre Art. Aber was hilft es, wenn Freizeit-Stress auf maximale Entspannung trifft? *
Vorgestern also schon Zadar, das Tor nach Dalmatien: zugegeben keine Schönheit. Aber genau darin liegt vielleicht der Reiz!
Mal eben keine, bloß um ihrer selbst Willen erhaltene historische Altstadt, von Römern, Puniern oder was weiß ich wem gegründete alte Siedlung, deren Verfall hinausgezögert und durch Schwämme von Touristen final vergoldet wird.
Nein, einfach eine lebendige, moderne Stadt mit nettem Zentrum. Keine Schönheit – aber bunt und durchaus sehenswert.
Genächtigt außerhalb im 4-Sterne-Camping-Resort Falkensteiner. Wellness-Camping mit allem Furz und Feuerstein – aber eben halt erst in der Saison nach Ostern. Naja, eh nicht unser Ding.
Weiter, schon bissl nordwestlich wieder, nach Pag, durch die gleichnamige Insel-Hauptstadt, also … Haupt-Siedlung, nach Simuni – und das ist einen eigenen Eintrag Wert.
* verfasst aus der Hängematte direkt am Strand von Simuni.
Eine der schönsten Küstenstraßen der Welt, die „Jadranska Magistrala„
Der Teil zwischen dem Abzweig nach Krk und Zadar, den hatten wir heute, können wir nur bestätigen: traumhaft.
Auch, wenn der Karl nicht grade für die Art von Straßen gemacht ist – nach 30 km gleichen sich die Geräusche von hinten langsam an, man kann die Musik lauter machen (irgendwas zwischen Mark Foster und Rammstein) und dann läuft’s von ganz alleine!
Erstaunlich und bemerkenswert, im Sinne von bedenklich ist, dass wirklich kaum irgendwas am Straßenrand geöffnet hat. Cafes, Restaurants, Hotels, die meisten Campingplätze sowieso und sogar einige Supermärkte – alles bis auf wenige Ausnahmen geschlossen.
Die Saison fängt erst im Mai an. Dann bis Mitte September Vollgas und dann wieder Totenstille. Ob das der Region gut tut? Ob die EU, die NATO oder der Klimawandel schuld ist?
Wir werden es hier und heute nicht klären aber genießen eine windstille Nacht und freuen uns morgen auf ein von Touristen vermutlich größtenteils verschontes Zadar bei mutmaßlich ca 12° und Sonnenschein.