Fahrzeug

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Die kühlen technischen Eckdaten: Der Karl (aka „Mr. Vu“) ist ein Ford Transit der sechsten Generation mit Westfalia Hochdach-Ausbau, also eigentlich ein ganz normaler Ford Nugget Euroline mit 140 PS und 285 cm Scheitelhöhe. Ja, da liegt auch manchmal im Sommer noch Schnee auf dem Dach, so hoch kommt einem die Fuhre manchmal vor.

Was der Karl für uns ist: Unsere rollende Komandozentrale, unser mobiles Wohn-, Schlaf-, Ess-, Spiel-, Kinder- und Arbeitszimmer. Unser SpaceShuttle und unsere Nautilus. Unser Basislager und unser Schlupfwinkel. Zweites (und hin und wieder erstes) Zuhause.

Warum überhaupt Camping?

Weil für uns „Urlaub“ wenig und nur selten was mit „faul auf der Haut liegen“ zu tun hat und wir deswegen viel unterwegs sind. Ganz früher mit Zelt und Schlafsack auf dem Rücken, manchmal auf dem Gepäckträger vom Fahrrad. Später dann im Pkw. Immer wieder mal mit dem Flieger. Aber eigentlich immer auf eigene Faust. Einmal sogar ein paar Tage im geliehenen Wohnmobil.

Es folgten ein paar Versuche als Pauschal-Tourist. Hatte auch seinen Reiz: als junge Familie, ’ne Woche einfach mal genau „nichts“ machen. Jedoch haben wir schnell gelernt: Das ist nicht unsere Vorstellung von Reisen oder Urlaub. Die Aussicht darauf, dort, wo es einem vielleicht nicht gefällt, auf Gedeih und Verderb festgesetzt zu sein, bis einem der Billig-Flieger wieder Heim karrt hat uns inspiriert, uns auf unsere Ursprünge zu besinnen. Die Folge war ein Großeinkauf im Camping-Laden.

Warum ein Bus?

So richtig flexibel und schnell ist man mit dem Zelt ja auch nicht. Und wer mal in Kroatien, in den vom Sturm übrig gelassenen Fetzen seines Zeltes gesessen hat, währen die Platznachbarn gemütlich in ihren mobilen Camping-Burgen Kaffee süffeln und Sateliten-TV schauen, der kommt zwangsläufig ins Grübeln.

Also: Zelt ist zu unflexibel und das Auf- und Abbauen nervt auf Dauer und kostet Zeit. Außerdem ist man seiner Umwelt relativ schutzlos ausgeliefert. Ein Wohnwagen geht gar nicht (auch mangelns Zugmaschine!). Ein Wohnmobil? Schon eher. Aber will man das, eine 2-Zimmer-Wohnung auf Rädern? So groß und mächtig … und wohin damit in den anderen 46 Wochen im Jahr? Naja, viel bleibt nicht mehr übrig … ein Bus. Welcher?

Ein Selbstausbau (noch dazu mit unseren bescheidenen handwerklichen Fähigkeiten) bedeutet auf dem Markt meist eine Wertmindernung.
Puristen und Selbstausbauer sagen: So ein (mehr oder wengier ab Werk komplett ausgebauter) Bus ist überfrachtet. Wir sagen: Ein Hoch- oder Hubdach brauchen wir wegen dem dritten Schlafplatz. Gaskocher, Kühlbox und Frischwasser kannst klar auch einzeln mitschleppen. Steht aber immer im Weg oder kugelt rum. Also irgendwo festschrauben. Ein wenig Stauraum und Schränke brauchst auch und ein klein wenig gemütlich soll es ja auch sein. Und dann bist schnell bei einen ausgebauten Campingbus. Hat nahezu Pkw-Maße und ist bewährt. Man kommt zügig und bequem voran, ist klein genung, um überall hin- und überall druchzukommen aber groß genug, um ein paar Stunden bei schlechtem Wetter halbwegs komfortabel zu überstehen.

Warum nicht gleich einen Nugget?

Einen Nugget mit dem „3-Raum-Konzept“ (heißt wirklich so), also Küche quer im Heck, haben wir seiner Zeit komplett ausgeschlossen, weil wir den Bus auch als alleiniges Fahrzeug im Alltag nutzen wollten und deswegen unbedingt unter den magichen 2 Metern Scheitelhöhe bleiben wollten. Im Grunde kommt man dann am Konzept vom California bzw. Marco Polo kaum vorbei, wenn man den Bus auch im Alltag nutzen möchte oder muss.

Also erstmal einen California. Ein T5.2 California Comfortline mit Hubdach. Ausgestattet mit der 180 PS DSG-Maschine und dem vollen California-Programm, allem was das VW-Zubehör-Regal im Jahre 2010 hergegeben hat. Dieses Modell hat sich damals als bestmöglicher Kompromiss erwiesen: Nicht zu alt, hat noch ein paar Kilometer vor sich. Aber auch nicht zu jung, Kinderkrankehiten hat er hinter sich und so ein klein wenig kann der Schrauber an der Ecke für kleines Geld auch noch machen (denkste, hinterher ist man immer schaluer). Möglichst viel drin – wer weiß, wann man es braucht und in ein paar Jahren ärgert man sich, dass man es nicht hat. Weil man auf schwarz den Dreck nicht so sieht (okay, man irrt sich halt manchmal). Wahrscheinlich auch, weil der California einfach irgendwie Kult ist.

Nicht unerwähnt lassen darf man an dieser Stelle, dass wir ohne unseren großzügigen Sponsor wahrscheinlich immernoch im schimmligen Iglu-Zelt hocken und uns ärgern würden. Danke, Robo!

Aber jetzt: doch ein Nugget?

Ja, jetzt ein Nugget. Der Karl aka „Mr. Vu“ eben. Weil uns nach fast drei Jahren California der Wille verlassen hat, mit jeder kleinen Macke der Karre (und davon hatte er viele!) die deutsche Automobilidustrie fast im Alleingang zu subventionieren. Und weil sich herausgestellt hat, dass das Konzept des Californias (und auch des Marco Polos) eher zum Sommer-Schönwetter-Camping taugt. Unsere Meinung: Im Sommer, im Süden, ohne Wind und des Nächtens über 10 Grad ist der Calli ein gutes Auto – wenn auch überteuert. Wenn man sich draußen aufhalten kann. Weil drinnen hockt man sich eigentlich immer gegenseitig im Weg rum.

Der Nugget macht aus der selben Grundfläche irgndwie viel mehr: Einer kann unten sitzen, während einer oben liegt und ein dritter sich hinten einen Kaffee kocht. Unendlich Stauraum. Jederzeit volle Stehhöhe. Man kann sich aus dem Weg gehen. Teuer erkauft durch das feste Hochdach, dem Kompromiss mehr hin Wohnmobil und weiter weg vom Pkw. Klappt bis jetzt ganz gut – solange man noch ein Alltags-Fahrzeug hat. Mit 140 PS kommt man noch gut vom Fleck. Okay, vom Fahren her ist der T5 deutlich besser, eben eher Pkw. Der Transit ist mehr Lieferwagen, eher Laster. Das merkt man deutlich. Aber was soll’s? Immerhin fährt er!

Und warum dieser bescheuerte Name?

Vornweg: Niemand kann was für seinen Namen. Auch der Karl aka „Mr. Vu“ nicht.
Karl deswegen, weil es sich um einen Ford Transit Nugget Euroline handelt. Er führt „Europa“ also schon in der Modellbezeichnung. Und wer war der Urvater des europäischen Gedankens, […] einer der wichtigsten Herrscher im europäischen Geschichtsbewusstsein; bereits zu Lebzeiten Pater Europae („Vater Europas“) genannt […]? Richtig, Carolus Magnus oder Karolus Magnus, französisch und englisch Charlemagne oder einfach Karl der Große. Drum Karl.
Und „Mr. Vu“ weil es auf dem Kennzeichen steht und sich irgendwie cool anhört.