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Kategorie: Allgemein

Die Zeit heilt viele Wunden

Die Zeit heilt viele Wunden

Nicht alle Wunden.

Verdun: Synonym und stellvertretendes Symbol für die Sinnlosigkeit von Kriegen und massenhaften Sterben.

Die Gedenkstätte selbst ist ein beinahe stiller, ja fast friedlicher Ort. Außer knapp 150.000 Gräbern erinnert nur die monumentale Gedenkstätte an das, was in dieser Gegend vor über 100 Jahren passiert ist. Ein Ort des Gedenkens und der Versöhnung. Ein großes Symbol. Nur schade, dass praktisch nichts auf Deutsch und nur wenig mehr auf Englisch beschrieben ist.

Noch beeindruckender ist, dass in der näheren Umgebung bis dato einige Dörfer waren. Komplett ausgelöscht und überwachsen.

Verdun selbst … naja, eher überschaubar. Nett am Fluss gelegen aber nichts wirklich besonderes.

Es verwundert: die Franzosen haben aus unseren Augen eine recht ambivalente Einstellung zu dem Thema: einerseits scheint der Ort und die damit verbundenen Ereignisse ein nationales Trauma zu sein, andererseits verkaufen sie Weltkriegs-Devotionalien wie Helme, Messer und Spielzeug-Panzer in den Souvenir-Shops. Naja, jeder wie er meint.

Omlette surpris

Omlette surpris

Ein überraschender, weil völlig unerwarteter, geradezu verwirrender Saison-Auftakt:

Daheim wochenlang fantastisches Wetter, die letzten Tage gar sommerlich. Der Plan war klar: in den Süden.

Wettervorhersage für die kommende Woche im Süden: Dauerregen. Im Norden kalt. Die Wahl also zwischen nass oder kalt. Die Wahl fiel auf kalt.

Alternative also für den Anfang erstmal Elsass und Vogesen. Unser – vermeintlicher – Vorteil, wir sind ja außerhalb der Saison unterwegs, können also auf gut Glück Straßburg und Colmar anschauen. Tja … auch hier gibt es ein langes Wochenende.

Der Plan also an der Rezeption vom Camping Straßburg kläglich gescheitert: ausgebucht. alles im Umkreis von 30 km: completely booked.

Die schöne Überraschung aber folgt auf dem Fuße. Aus der Not in einem Städtchen namens „Obernai“ gestrandet. Ein herrlich einfacher Campingplatz und in Laufweite die kleine Stadt. Wunderbar: Fachwerk, Kirchen, mittelalterliches Flair, urige Restaurants … richtig nett.

Inzwischen gewittert es hier ziemlich heftig. Morgen ist ein Tag Regen angesagt. Unser Plan ist, weiter Richtung Champagne und vielleicht an die Küste zu fahren.

Mal schauen, wie weit wir kommen – mit immerhin um ein Drittel, aus Altersgründen dezimierten Busgetier-Besatzung.

Baltic basil

Baltic basil

Ist es möglich, dass dieser hübsche kleine Strauch Basilikum durch halb Deutschland, knapp 800 km über die Ostsee, durch alle drei baltischen Staaten uns wieder zurück fährt?

Spoiler: ja.

Schaut nicht nur gut aus, schmeckt auch gut zu vielen Gerichten, hört einem in schweren – und auch in heiteren – Momenten aufmerksam zu, hält aber auch mal die Klappe, wenn es drauf ankommt. Der perfekte Beifahrer also, könnte man meinen.

Nach planmäßigem Stopp nach der Fähre im Baracuda-Camp in der brandenburgischen Einöde, und Pflichtbesuch im EMP-Store in Leipzig, sind wir am Freitag Abend in einem Stück und die meisten bei guter Gesundheit wieder Daheim angekommen.

Drei überraschende, teils anstrengende aber immer spannende Wochen mit vielen neuen Eindrücken gehen zu Ende. Wir freuen uns darauf Bilder anzuschauen, uns zu erinnern, Erfahrungen zu teilen und zurückzublicken.

Baltikum: das Busgetier kommt wieder. Nicht gleich, aber eines Tages. Bis dahin: mach’s gut!

War’s das wert? Resümee einer Fährreise.

War’s das wert? Resümee einer Fährreise.

Juni 2024 und die Frage „wo soll es in den Sommerferien hin gehen?“ Baltikum. Klingt spannend. Klingt nach Einsamkeit, Ruhe und kühlen Nächten. Hat sich alles so erfüllt.

Aber wie dahin kommen? Nürnberg – Riga Knapp 2000 km bzw. Vier Tage fahren. Einfach. Und wir wollen noch weiter nach Norden. Also kommt bloß die Alternative mit der Fähre infrage. Vorteile: entspannte Überfahrt, man spart sich schon eine Nacht und mehrere Mahlzeiten. Nachteile: um die 1000 €, je nach gebuchten Features, hin und zurück für den Karl plus Besatzung. Und 22 Stunden Käfig-Haltung.

Okay, probieren wir aus.

Buchung online ein Kinderspiel. Kunden-Service nach der Buchung vorbildlich. Check-in in Travemünde herrlich einfach: Kennzeichen-Scan am Terminal, kurz die Ausweis-Dokumente aus dem Fenster halten, in die Schlage stellen und warten, bis man auf eines der Auto-Decks auf der Fähre gelotst wird. Insgesamt gut eine Stunde. Jeder packt nach dem Parken im Bauch der Fähre seine Habseligkeiten und bezieht die Kabine. Okay, reichlich beengt, was zu erwarten war. Aber das Wetter ist toll, wir gehen an Deck und wollen uns das Ablegemanöver zum Sundowner anschauen.

An Deck gibt’s sogar Liegen. Natürlich zu wenig für alle Passagiere. Aber wir haben Glück.

Das Abendessen gleich eher einem Mast-Vorgang: mindestens 30 Minuten anstehen, Kellen voll von nicht vollständig definierbarem Nahrungsangebot auf Tabletts mit Tellern laden – das Veggie-Angebot beschränkt sich auf Beilagen und eine Gemüselasagne – und im Akkord essen, damit die nachrückenden Massen auch noch eine Chance haben, während der 90 Minuten Öffnungszeit der Kantine. Bissl unromantisch, das ganze Procedere. Der gleiche Vorgang beim Frühstück und Mittagessen. Letzteres haben wir nicht gebucht und auf der Rückreise bis aufs Frühstück ganz verzichtet.

WLAN? Vorhanden aber nicht zu gebrauchen. Mobiles Internet manchmal in Küstennähe an Deck. Immerhin das ein oder andere deutsche Programm im Fernseher in der Kabine.

Die Stunden ziehen sich.

Endlich Land in Sicht. Ungeduldig warten alle um in die Fahrzeuge zu kommen und noch ungeduldiger wird es bei der Ausfahrt. Menschen sind so.

Wir haben damit gerechnet, dass die Rückfahrt genauso vonstatten geht. Tut sie auch bis jetzt. Bis auf die Sache mit dem Check-in: man fährt im Hafen-Gebiet auf einen viel zu kleinen Parkplatz, der natürlich innerhalb kürzester Zeit völlig überfüllt ist. Irgendwann checkt auch der letzte, dass man in das Hafen-Gebäude rein muss zum Check-in. Dort steht ein Schild: „Nummer ziehen“ und man ahnt, was einem bevorsteht.

Wir hatten Glück, waren zeitig dran weil uns unser Ausflug in den Sandkasten die Tour durch Liepaja unmöglich gemacht hat. Dafür haben wir halt nach dem Check-in warten dürfen. 60 Minuten bis wir zur Schlage fürs Boarding gelassen wurden. Nochmal knapp eine Stunde, bis zum Boarding und dann Fahrzeug für Fahrzeug … natürlich wartet man mit den Campern bis zum Schluss weil ja noch Nachzügler-Pkw im Check-in warten. Beim Boarding und die Einweisung auf dem Schiff: alles analog per Funkgerät. Jetzt wissen wir auch, warum der Check-in bereits drei Stunden vor Abfahrt geöffnet ist.

Die Rückfahrt im weiteren Verlauf wie erwartet ereignislos.

Resümee also? Es kommt drauf an. Nürnberg – Travemünde 600 km. Nürnberg – Liepaja 1600 km. In Summe also hin und zurück 2000 km mehr durch Polen. Von der Zeit her gibt es sich wenig wenn man Kilometer fräsen möchte. Wir bevorzugen jedoch weniger Strecke am Tag, das kostet dann Zeit. Aber ob es das Geld und die Tortur der Käfighaltung wert ist? Muss jeder für sich entscheiden.

Wir haben uns übrigens noch gewundert, warum relativ viele Niederländer, Franzosen und vor allem Norddeutsche auf der Fähre sind. Die haben ja „nur“ das bisschen Deutschland und Polen bis zum Baltikum und müssen nicht wie wir noch ein paar hundert Kilometer nach Norden. Stimmt. Aber auf dem Landweg sind es von Travemünde bis Liepaja, um die russische Exklave Kaliningrad drumrum auch um die 1600 km. Und das lohnt sich dann wirklich.

Was uns noch aufgefallen ist: super-hippe Funktionskleidungs-Familien. Solche Leute verbringen die Nacht gern in Schlafsäcken an Deck oder schleppen ein vollständiges Tupperdosen-Set zum Buffet. Man erkennt solche Familien daran, dass die Kinder alles dürfen – außer still sitzen. Aber gut, wo sollen sie es her haben.

Insgesamt sind viele Menschen auf begrenztem Raum für so lange Zeit für uns immer problematisch. Menschen sind schwierig.

In ein paar Stunden dürfen wir von Bord. Dann noch eine kurze Fahrt zum vorsichtshalber vorher reservierten Platz. Ob wir da unseren Bewegungsdrang ausleben können?

In den Sand gesetzt

In den Sand gesetzt

Tjaja, irgendwann musste es passieren: der Karl hat sich eingegraben. Wenig spektakulär, auf dem Weg zum Klo sozusagen.

Noch einen tollen Vormittag im Kletterpark verbracht (das kranke Drittel durfte sich derweil ausschlafen) und bevor wir die Fähre entern wollten, sollte die Bord-Toilette nochmal geleert werden. Auf dem zugegeben sandigen Weg zum Abfluss ist es dann passiert: Nix geht mehr, bis zur Achse eingegraben.

Da waren Fahrzeug-Spuren. Und weiter hinten waren Autos. Die sind da durch gekommen. Aber vielleicht waren die nur halb so schwer wie der dicke Karl. Und vielleicht Allrad?

Naja, die Jungs vom Campingplatz haben unglaublich hilfsbereit reagiert, fix Schaufeln und Bretter besorgt und nach dem zweiten Versuch war der Dicke wieder frei. Glück gehabt. Ohne Hilfe: keine Chance. Aber nimmt man denn jetzt immer eine Schaufel und Anfahrhilfen mit?

Wir haben dann auf die am Morgen geplante Besichtigung von Liepaja verzichtet, waren noch Proviant für die Überfahrt einkaufen und waren pünktlich am Fähr-Terminal vorstellig.

Dazu mehr in einem weiteren Beitrag. Spoiler: analog geht auch.

Himmels-Ereignisse

Himmels-Ereignisse

Wie angekündigt: gestern Abend sternenklarer Himmel. Perfekte Bedingungen also, um sich kurz nach Sonnenuntergang auf den Weg zum Strand zu machen und um den erwarteten Sternschnuppen-Regen zu beobachten.

Vorweg: die Busgetier-Besatzung war nur zu zwei Dritteln auf der Pirsch. Krankheitsbedingte Ausfälle bleiben auch im Urlaub nicht aus. Kleine Erkältung, müde, platt, alles nicht so schlimm. Aber was ausgerechnet die mit der größten Sehnsucht danach verpasst hat … welch ein Spektakel.

Zuerst, ein blutroter Halbmond versinkt langsam und zugleich rasend schnell im Meer. Man meint es zischen zu hören.

Dann folgen ein paar Sternschnuppen. Erst vereinzelt, dann immer mehr. Verteilt über das komplette Firmament.

Nach Mitternacht dann glücklich und aufgeregt über den stockfinsteren Strand zurück zum Bus getappt. Immernoch ein Hauch Dämmerung im Westen.

Und ganz weit im Norden, kaum merklich, erst meint man, es könnte der Rest der Dämmerung im Westen sein … „Können das Nordlichter sein?“ „Hmm, möglich. Mach mal ein Foto, da sieht man es angeblich besser.“

Und tatsächlich: Aurora Borealis, Nordlichter. Sensationell. So weit im Süden und so früh im Jahr. Muss ein Glückstag gewesen sein.

Schade für die im Bus gebliebene. Die hat sich mächtig geärgert. Und war ausgeschlafen.