Durchsuchen nach
Monat: August 2024

Teures Pflaster

Teures Pflaster

21,80 €. In Worten: Einundzwanzig Euro und achtzig Cent. So viel ist für zwei Halbe und ein Limo am Rathausplatz in Tallinn aufgerufen.

Dafür hat die Fahrt mit dem Zug, knapp 30 Minuten und ca. 20 km Luftlinie, für uns drei Busgetiere, einfach, nur 6,80 € gekostet.

Tallinn an sich ist toll! Schöne Altstadt, viel zu entdecken und nette Menschen. Hat uns fast noch besser als Riga gefallen. Mehr Mittelalter und Hanse statt Jugendstil und Ostblock-Charme. Aber Geschmackssache.

Aber wer hat behauptet, das Baltikum wäre günstig? Von wegen! Beispiel: die „Tallinn-Card“. Kombi-Ticket für alle möglichen Museen und Ausstellungen, dazu noch Rabatt in ausgewählter Gastronomie. 45 Mäuse am Tag. Pro Nase. Okay, klingt viel. Ist es nicht. Eintritt in x-beliebige Kirche: 5 €. Kirchturm mit Aussichtsplattform, zusätzlich 5 €. Die meisten Museen zwischen 10 € und 15 €. Kommt schon was zusammen am Tag. Aber wer schafft denn bitte mindestens drei Museen an einem Tag? Für zwei Tage müsste man dann übrigens 74 € berappen. Preise in der Gastro wie gesagt enorm. Essen günstiger, auf gehobenem deutschen Niveau. Aber Getränke … absurd.

Okay, es ist Tallinn, europäische Hauptstadt, aufstrebendes IT-Zentrum und direkt am Rathausplatz, erste Reihe, beste Adresse. Trotzdem, Oktoberfest-Preise sind nicht mal in München im September okay.

Morgen Richtung Süden. Von Städten mit konfuser Preis-Struktur haben wir erstmal genug.

Nachtrag zur Hauptstadt-Challenge: hat keinen Sinn. Von hier aus bis Helsinki und zurück gut sechs Stunden und knapp 300 € insgesamt, dazu blöde Fahrzeiten – klingt eher nach Stress und zu viel Aufwand für zu wenig Zeit zum Stadt erkunden. Und wer weiß, was dort die Halbe kostet. Die Finnen sind ja jetzt nicht für günstiges und gutes Bier bekannt. Angeblich kommen die ja übers Meer um sich in Estland zu versorgen.

Karl vögelt?

Karl vögelt?

Nein, der Karl ist nicht unter die Ornithologen gegangen. Aber wir haben einen getroffen.

Irgendwo auf einer der unzähligen Landzungen, die von der zerklüfteten Küste Estlands in den finnischen Meerbusen ragen, steht ein einsamer Student und zählt Vögel. Im Namen der Wissenschaft. Freiwillig. Naja. Meins wär’s nicht. Vor allem schauen die Viecher alle gleich aus. Sei’s drum. Muss halt auch jemand machen.

Vögel, die sogar wir auch ohne Google Lens oder Speisekarte erkennen, sind zum Beispiel Störche. Und davon gibt es hier reichlich. Sehr schön. Praktisch auf jeden Dach und vielen Masten entdeckt man ein Nest und auf den Feldern und Wiesen stacksen die bei uns selten gewordenen Tiere durch die Gegend um Nahrung zu suchen. Offenbar erfolgreich. Ist die Natur hier also noch intakt? Schaut fast so aus.

Im Großen und Ganzen gefällt uns Estland bisher besser als Lettland. Soweit man das nach knapp einem Tag im nördlichsten der drei baltischen Staaten überhaupt sagen kann. Groß unterscheiden tut sich hier nix. Estland kommt uns westlicher vor, besser situiert und mit besser entwickelter Infrastruktur. Aber das ist nur der erste Eindruck.

Was uns irgendwie fertig macht: es ist wirklich ewig lange hell. In diesen Moment ist es kurz vor 23 Uhr und immernoch dämmrig. Weit entfernt von dunkel. Die Dämmerung dauert gefühlt Stunden … man merkt halt doch, dass man recht weit im Norden ist.

Deshalb rechnen wir auch demnächst damit, Nordlichter zu Gesicht zu bekommen. Die Vorhersagen lassen hoffen: https://meteologix.com/ee/aurora

Morgen bleibt der Karl erstmal hier am Platz stehen und wir steuern Tallinn mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an. Gegenüber von Tallinn liegt ja praktisch auch gleich Helsinki … Man könnte ja fast von einer Einladung sprechen. Drei Hauptstädte in sieben Tagen? Challenge accepted.

Und wenn wir morgen Abend wieder hier am Platz sind … gleich nebenan steht ein attraktiver, weitaus jüngerer Nugget, womöglich ein Mädchen? Vielleicht lässt der Karl morgen, während wir die Stadt entdecken, seinen Gebrauchtwagen-Charme spielen und am Abend haben wir viele kleine estnische Karlo-Ford-Nuggets.

Dann hat’s doch noch gevögelt.

Latvian nights

Latvian nights

Gestern bissl überstürzt aus Riga geflohen … unbegründete Eile. Im Supermarkt mit Proviant für ein paar Tage eingedeckt und mit ein wenig Glück und auf Empfehlung einen wirklich tollen Platz an der Küste gefunden.

Ein Platz wie er sein sollte: unkompliziert, schön gelegen, bietet was man braucht, sauber und vor allem: ruhig. In der Natur ist Ruhe irgendwie oberstes Gebot, dass inzwischen aber von nicht mehr allen geachtet wird.

Zwei Tage Sonne, Meer, Ruhe, eine leichte Brise, keine Termine und leicht einen sitzen.

Außerdem haben wir die weiteren Tage grob geplant. Morgen geht’s weiter Richtung Estland, mit Ziel Tallinn.

Mal schauen, die Letten sind ja die Netten, die Esten sind die Besten.

‘tschuldigung für doofe Wortspiele. Es kann halt doch keiner aus seiner Haut.

Riga – wo Balten sich entfalten*

Riga – wo Balten sich entfalten*

Die Hauptstadt Lettlands und Metropole des Baltikums. Sicher ein Schmelztiegel der Region. Bestimmt wahnsinnig wichtig, innovativ, kreativ und hipp. Immerhin leben ein Drittel aller Letten hier.

Naja, wenn man es nicht besser wüsste, dann würde man es nicht für eine Hauptstadt halten. So ruhig, so unaufgeregt, so cool … ruht in sich. Im Grunde sympathisch. Ein Spiegelbild des Landes bisher. Kriegt den Spagat und den Wandel vom sowjetischen Erbe, hin zur westlichen Öffnung irgendwie doch ganz gut hin.

Nette Altstadt, lauter alte Häuser. Mehr Jugendstil als sonst was. Dafür ist es bekannt. Dem Architektur-Fetischisten mag das Herz aufgehen. Uns irgendwie nicht.

Trotzdem: schön zum flanieren, viel zu entdecken und ganz viel östliches Flair.

Was uns aufgefallen ist: Eintritt in Kirchen. Als wären es Museen. Fünf Euro für den Dom, neun (9!) für eine andere große, irgendwie wichtige und wahnsinnig einzigartige Kirche und nochmal fünf Euro um auf den Turm selbiger zu steigen. Okay, kann man machen. Als jemand, der sich der entsprechenden Glaubensrichtung nicht zugehörig fühlt mag das eigentlich okay sein. Fair enough. Aber wenn jemand schon Mitglied im Club ist, seinen Beitrag bereits bezahlt hat, über die Steuer oder den Klingelbeutel, egal, das würde mich ärgern. Wundern dürfen die sich aus unserer Sicht nicht, wenn ihnen die Mitgliederzahlen in den Keller gehen. Ganz mieses Marketing. Aber vielleicht dauert das ein wenig, bis es in der Führungsetage ankommen ist. Hat ja fast 2000 Jahre gut anders funktioniert.

* okay, auf den Spruch bin ich jetzt nicht selber gekommen. Uns passt auch nicht besonders, weil Riga jetzt auch nicht wirklich hipp ist im Vergleich zu anderen Metropolen. Aber es hat sich halt so schön gereimt. Und was sich reimt ist gut. Weiß man ja. 😉

Aller Anfang ist schwer

Aller Anfang ist schwer

Also bisher… naja, sagen wir so: es ist noch Luft nach oben. Deutlich.

Lettland ist schön. Soviel kann man sagen. Bisher haben wir die Ecke nördlich von Liepaja bis zum Kap Kolka gesehen und die Straße von dort bis nach Jurmala befahren. Alles schön – aber nichts, was die vergleichsweise lange Anfahrt rechtfertigen würde.

Das Land ist sehr dünn besiedelt. Das mögen wir, bedeutet aber auch eine dünnere Infrastruktur. Campingplätze gibt es überall – das Wort „naturnah“ scheint ein Synonym für Plumsklo zu sein.

Die Letten scheinen nett zu sein. Zumindest die, mit denen man ins Gespräch kommt. Is halt kulturell vielleicht ein anderer Schlag. Englisch kein Problem, oft sogar deutsch. Man merkt die Verbindung. Die deutsche Besatzung scheint anders in Erinnerung geblieben zu sein wie die sowjetische. Ist auch länger her.

Die Preise im Supermarkt und Restaurant sind auf mitteleuropäischen Niveau. Regionale Unterschiede möglich. Wir fragen uns wie das gehen kann und ob sich auch dieses Land wirklich einen Gefallen getan hat, mit dem Euro. Zweifel sind angebracht. Denn wir sind uns sicher, dass das Einkommensniveau nicht dem mitteleuropas entspricht.

Straßen? Ja, gibt es. Keine Autobahnen und außer in der Nähe von Liepaja und Riga auch nix mit mehr als einer Spur pro Richtung. Insgesamt kommt man gut voran. Der letzte Kilometer ist manchmal aber auch eine recht derbe Schotterpiste. Die Letten scheuchen ihre Gefährte da nur so drüber, und ist der Karl zu schade.

Es wird sehr spät und sehr langsam dunkel. 22 Uhr, taghell und bis 23 Uhr Dämmerung. Man merkt den Norden.

Das sind die Eindrücke der ersten zwei Tage. Keine beeindruckend guten aber auch keine schlechten.

Wir sind gespannt auf mehr!

Morgen steuern wir Riga an, die Hauptstadt und Metropole des Landes. Immerhin mehr als ein Drittel der nur knapp zwei Millionen Letten leben hier.

In der Region um Riga scheint es in den letzten Tagen übrigens richtig abgegangen zu sein. Manche Medien berichten von knapp 200l/qm Regen. Wir haben wir viele, also richtig viele umgestürzte und entwurzelte Bäume gesehen. Einige Straßen sind immernoch überflutet und die Aufräumarbeiten dauern an. Wir sind keinen Tag zu früh dran.

Das Beitragsbild zeigt übrigens unseren Platz gestern. So war Camping noch zur Kindheit der älteren Busgetiere: Wiese, Klo (mit Wasser!), Duschen, hier und da Strom und gut. In dem Fall keine hundert Meter zum Strand. Von sowas hätten wir gerne mehr!