… und traurig klingt der Schlussakkord in Moll. Ein Abschiedsbrief.*

… und traurig klingt der Schlussakkord in Moll. Ein Abschiedsbrief.*

„Lieber Uwe,

wie haben wir uns auf Dich gefreut. Was hatten wir für gemeinsame Pläne, was für gemeinsame Ziele bereits ausgesucht …

Aber nein, es hat nicht sollen sein.

Weißt Du noch, damals, auf dem Hof des Händlers? Zwischen verrotteten T3-Ruinen und turmhohen weißen Camping-Burgen standest Du. Wir hätten Dich fast nicht entdeckt. Am Stromkabel angeschlossen. Eigentlich hätte es uns damals schon dämmern sollen: Mit Dir stimmt was nicht.

Trotzdem hast Du uns überzeugt. Ein Schnäppchen warst Du nicht. Aber ein Bild von einem Campingbus. Ein richtiges Schmuckstück. Alles drin und dran, was man zu brauchen glaubt. Herd, Wasser, Strom und Platz zum Tanzen bzw. zum gemütlich Schlafen.

Es fing schon auf dem Parkplatz auf der Heimfahrt an. Schiebetür zickt. Die ersten Werstattbesuche. Defektes Bordnetz-Steuergerät. Zentralverriegelung defekt. Airbag futsch. Oder bloß die Anzeige? Man wird es nie erfahren …

Dazu noch die Aussicht auf ein undichtes Dach. Zwischendurch ein defektes Außenthermometer, ein kaputtes GSM-Modul und ein vergammelter Luft-Güte-Sensor. Die „Immer-an-Campingeinheit“ … alles Kleinigkeiten. Aber in Summe echt nervig. Von der legendären VW-Qualität und der mindestens fragwürdigen Service- und Kulanzpolitik bei VW wollen wir gar nicht reden.

Trotzdem war es eine schöne Zeit mit Dir: Im heißen Süden Frankreichs, damals, an der Côte d’Azur. Stürmische Nächte am nördlichen Ende Europas. Sintflutartiger Regen in Istrien, Entdeckungstouren im wilden Osten. Unverhoffte Übernachtungen beim „Südtiroler Sportfischereiverein“, spontane Wochenend-Trips in der näheren Umgebung … wir haben uns aneinander gewöhnt, ja Deine Macken sogar lieb gewonnen.

Ach Uwe, wir haben so viel miteinander erlebt. So viel miteinander gelacht, geträumt, gelitten und geweint … letzteres leider zu viel.

Was war das in den letzten Monaten bloß für eine Entwicklung? Wir wissen ja: Du konntest nix dafür. Am Anfang öfter mal einen über den Durst getrunken und hin und wieder zu tief in die Ölkanne geguckt. Es fängt immer harmlos an. Einmal haben wir Dich sogar in die Werkstatt gebracht und Dir den Getriebeinhalt absaugen lassen müssen, so gierig warst Du …

Am Ende ging alles ganz schnell. Kurz und schmerzlos. Hast es mit Würde ertragen, Dein Schicksal. Hast uns den Abschied nicht unnötig schwer gemacht.

Eine kleine Krokodilsträne haben wir verdrückt. Aber, das wusste schon Stefan Remmler, alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Wo sich eine Tür schließt, geht eine neue auf und in jedem Ende wohnt ein neuer Anfang.

Tschüss Uwe. Machs gut. In unseren Herzen ist immer ein Parkplatz für Dich frei.

Deine Busgetiere.“

* wer tonnenweise Ironie findet darf sich drüber freuen und sie behalten.

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